Fachhändler in der Krise
Im Blog gibt es heute für den Fachhandel eine Buchempfehlung. Das Thema ist aktuell, es geht um die Existenz des Einzelhandels und wie die Menschen kaufen. Das Buch ist allerdings nicht ganz so neu. Es handelt sich vielmehr um den Klassiker „Das Paradies der Damen“. Der französische Schriftsteller Émile Zola beschreibt in seinem 1844 erschienenen Roman, wie ein Pariser Kaufhaus den lokalen Fachhändlern mit geschicktem Marketing und aggressiver Preisstrategie das Wasser abgräbt. Nicht nur der Fachhandel ( im Buch vor allem Schneider und kleine Modegeschäfte) ist in seiner Existenz bedroht. Auch Großhandel (Tuchhändler) und Manufakturen (Webereien) müssen auf Marge verzichten oder zu Dumpinglöhnen produzieren. Manchmal auch zu Lasten der Qualität.
Dennoch lässt sich von Monsieur Mouret, dem Betreiber des Kaufhauses aus Zolas Roman einiges lernen. Er hat eine bestimmte Marketingstrategie. Er implementiert in seinem Kaufhaus für die damalige Zeit etwas völlig neues: Er bietet einen Raum für Kommunikation. Man trifft sich dort, probiert, wird beraten und zum Kauf verführt. Er installiert Themenwelten, macht neugierig und schafft ein einzigartiges Shoppingerlebnis für die Kunden.
Eine kurzweilige Lektüre, schnell gelesen, die Mut machen soll. Das Thema „Die-Existenz-des-Einzelhandels-ist-gefährdet“ ist nicht neu. Und immer noch gibt es ihn! Im 19. Jahrhundert waren es die großen Kaufhäuser (wie berühmte Kaufhaus Bon Marché in Paris), Ende des 20. Jahrhunderts die Geiz- und Blöd-Flächenmärkte und jetzt ist es der E-Commerce. Aber Monsieur Mouret in Zolas Roman tut nichts, was ein Händler nicht auch tun könnte. Damals nicht – und heute auch nicht. So ist er am Ende im Buch kein fieser Bösewicht, auf den der Autor mit dem Finger zeigt. Vielmehr beschreibt Émile Zola, wie die lokalen Händler in einer Art Schockstarre sind, statt zu reagieren. Sie jammern und resignieren. Dabei müssten auch Sie nur etwas Mut und Phantasie haben, um Ihrem Geschäft neue Impulse zu geben.
Klar, immer mehr Menschen kaufen im Internet. Oder sie informieren sich im Web über Preise und Schnäppchen. Auch die Bloggerinnen bekennen sich zu Couch-Käufen. Ich verrate keine Geheimnisse: Katrin ist eine große Anhängerin vom Mr. Spex, den Brillen-Anprobieren funktioniert hier wirklich recht gut. Und ich hätte noch vor drei Jahren niemals geglaubt, dass ich Bücher von etwas anderem lese, als von Papier. Alleine wegen dem Geruch, den so ein Buch verströmt, wenn man es das erste Mal aufschlägt. Aber ich muss sagen, so ein Kindle Paperwhite hat auch seine Vorteile. Und ja, es gab auch schon mal ein Weihnachten, für das ich meine kompletten Weihnachtsgeschenke im Web bestellt hatte, einfach, weil ich keine Lust auf das Gedränge in der Saarbrücker Innenstadt hatte. Und da meine beiden Söhne ohnehin genaue Angaben gemacht haben, was sie sich wünschen, wäre weder der eine, noch der andere Einkauf besonders inspirierend gewesen.
Aber mal ehrlich – ich möchte zum Beispiel nicht auf meinen samstäglichen Einkauf verzichten. Gemütlich zum Markt, frisches Obst und Gemüse kaufen. Schöne Geschäfte besuchen, und am Ende ein nettes Heißgetränk im Café, oder je nach Uhrzeit, auch etwas kaltes Prickelndes. Freunde treffen, reden und sich über das Gekaufte freuen. Ich lasse mich gerne von den Methoden des Monsieur Mouret verführen ;-).
Liebe Händler, auch wenn das Geschäft eine Herausforderung ist! Wir möchten euch nicht missen!
Übrigens: Das Buch „Das Paradies der Damen“ von Emile Zola gibt es auch als kostenloses E-Book bei Project Gutenberg oder Amazon. Oder ihr unterstützt die Initiative „Shop Locally“ und bestellt es beim Buchhändler in eurer Stadt.